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Eine Wärmepumpe drückt die Gasrechnung um 85 Prozent

12.12.2024 Michael Staub, Journalist BR, Kriens

Heizen Fossile Heizungen werden meistens vollständig ersetzt. Beim «Haus Ascot» in Berneck SG hingegen wurden Gasheizung und Solarthermie mit einer Wärmepumpe ergänzt. Der Gasverbrauch ist seither markant gesunken, und damit auch die Nebenkosten.

Am Rand von Berneck liegt ein modernes Mehrfamilienhaus mit acht Mietwohnungen. «Haus Ascot» steht auf einer grossen Tafel, daneben grüsst ein stilisierter Yorkshire Terrier. Früher befand sich auf dem Grundstück ein bekannter Campingplatz. Zu diesem Camping gehörte auch ein Einfamilienhaus. In seinem Keller wurde um 1979 die Café-Bar Ascot eingebaut und von Peter Steiner und Otto König eröffnet. Der Name «Ascot» geht auf den Hund der damaligen Besitzerin zurück. Als das Lokal nach 30-jährigem Betrieb geschlossen wurde, stand das Haus kurze Zeit leer. Danach erstellten Otto und Sandra König ein modernes Mehrfamilienhaus. Mit Gebäuden kennen sie sich bestens aus, denn das Ehepaar führte gemeinsam 30 Jahre lang eine Immobilienfirma. Seit Kurzem geniessen Königs nun den Ruhestand und verwalten nur noch das Haus Ascot.

Hochwertiger Ausbau

Das Gebäude wurde 2019 in Massivbauweise erstellt. Es orientiert sich am Minergie-Standard, auf eine mechanische Lüftungsanlage wurde jedoch bewusst verzichtet. Der hochwertige Ausbau, der Schallschutz und die Materialisierung der acht Mietwohnungen entsprechen dem Eigentumsstandard. Zahlreiche Details wie die Holz-Metall-Fenster, eine grosszügige Einstellhalle oder der liebevoll unterhaltene Blumengarten zeigen, dass hier nicht gespart wird. Die Investitionen lohnten sich, ist Sandra König überzeugt: «Wir haben durchwegs sehr langjährige, angenehme Mietverhältnisse. Das ist mehr wert als ein paar kurzfristige Einsparungen, die man mit häufigen Wechseln und entsprechenden Umtrieben bezahlen muss.» Es gehe um ein Geben und ein Nehmen, meint auch Otto König: «Wer an einer Renditeliegenschaft immer nur das Nötigste macht, bezahlt am Schluss mehr. Zufriedene Mieter sind viel wert».

Diese Haltung gab denn auch den Anstoss zu einer ungewöhnlichen Modernisierung der Gebäudetechnik. Das Haus Ascot wurde mit einer Solarthermieanlage für die Warmwasser-Unterstützung und einer Gasheizung für die Raumwärme erbaut. Drei Jahre nach dem Bezug, im Sommer 2022, stieg der Preis des örtlichen Gasversorgers fast über Nacht von 10 auf 27 Rappen pro Kilowattstunde. «Für unsere Mietparteien war das ein harter Schlag. Wir haben ihnen einen Teil der Nebenkosten geschenkt und suchten eine gute Lösung», berichtet Otto König. Als erstes wurde Marco Pattaro, der zuständige Elco-Verkaufsberater, kontaktiert. Die Frage von Otto und Sandra König war ungewöhnlich: Gab es eine Möglichkeit, das Haus Ascot mit einer Wärmepumpe nachzurüsten, damit der Verbrauch der Gasheizung gesenkt werden könnte?

Bereit für die Zukunft

«Diese Frage hörte ich zum ersten Mal, denn meistens wollen unsere Kunden eine Gesamtsanierung realisieren. Zudem sind Anlagen mit zwei Energieträgern nicht selten, solche mit drei hingegen schon», sagt Marco Pattaro. Er machte sich in seinem Netzwerk kundig und empfahl schliesslich die Gebr. Lüchinger AG aus Widnau SG. Bei Geschäftsführer Kurt Lüchinger stiess die Anfrage auf Begeisterung: «Ich setze gerne neue Ideen um.» Mithilfe eines Elco- Berechnungstools ermittelte Kurt Lüchinger zuerst verschiedene Varianten für die Sanierung. Der bestehende Gaskessel liefert eine Leistung von 25 Kilowatt. Bald zeigte sich, dass die Wärmepumpe ungefähr 50 Prozent dieser Leistung bringen sollte, um ein optimales Kosten- / Nutzen-Verhältnis zu erreichen. Deshalb wählte man eine Elco-Wärmepumpe vom Typ Aerotop SG 14 (Heizleistung von 13,9 Kilowatt).

Die Maschine wurde nach Evaluation verschiedener Standorte längs zur Grundstückgrenze platziert, damit der Blumengarten bewahrt werden konnte. Der Betonsockel ist für zwei Wärmepumpen ausgelegt, sämtliche Leerrohre sind bereits vorhanden. «Wenn der Gaskessel in ungefähr 15 Jahren das Ende seiner Lebensdauer erreicht, kann ohne grossen Aufwand eine zweite Wärmepumpe aufgestellt werden», erläutert Otto König. Von der Wärmepumpe führt eine Stichleitung zur Hausmauer und von dort bis in den bestehenden Technikraum. Kurt Lüchinger kümmerte sich um die Koordination sämtlicher Arbeiten inklusive Leitungs- und Gartenbau und elektrische Anschlüsse. «Das war für uns sehr angenehm. Zudem haben die Handwerker alle sehr exakt gearbeitet, und der Garten nahm damit keinen Schaden», sagt Sandra König. 

Drei Quellen

Das neue Heizsystem nutzt gleich drei Energieträger: Die Sonne via Solarthermie, Erdgas via Heizkessel und die kostenlose Umweltwärme via Wärmepumpe. Trotz dieser aussergewöhnlichen Kombination war der technische Aufwand für die Umsetzung relativ bescheiden. «Die Wärmepumpe soll im Sinn einer Grundlast möglichst viel laufen. Dies konnten wir mit wenigen Massnahmen umsetzen», berichtet Kurt Lüchinger. An der bestehenden Solarthermie- Anlage waren keine Anpassungen nötig. Ein Sensor registriert die Temperatur innerhalb der Kollektoren. Sobald diese genügend hoch ist, wird im Technikraum die Umwälzpumpe gestartet. Das erwärmte Wasser-Glykol-Gemisch gibt seine Wärme an den grossen Warmwasserspeicher ab und wird wieder auf das Dach zurückgepumpt. «So können wir die solare Wärme ernten und möglichst viel davon für die Brauchwarmwasser-Erwärmung nutzen», sagt Kurt Lüchinger.

Ein Sensor misst die Temperatur im Warmwasserspeicher. Wenn diese zu tief ist oder gerade mehr Warmwasser benötigt wird – zum Beispiel, weil jemand die Dusche aufdreht –, springt zur Abdeckung der Spitze der Gaskessel an. Bei der Heizwärmeversorgung kommt zuerst immer die Wärmepumpe zum Zug. Sie entzieht der Aussenluft einen Teil der Wärme und speist diese in einen kleinen Pufferspeicher ein. Von hier aus wird die Fussbodenheizung versorgt, die Vorlauftemperatur beträgt lediglich um die 35 Grad Celsius. Sollte die Speichertemperatur auch hier zu tief sein, «darf» der Gaskessel einspringen. Sobald die Verbrauchsspitze gedeckt ist, schaltet der Kessel wieder ab. So läuft er nur die effektiv benötigte Zeit.

Markante Einsparung

Die Anlage wurde im Sommer 2023 installiert, und mittlerweile ist die Abrechnung für die erste Heizperiode abgeschlossen. Das Resultat ist eindrücklich: Betrug der durchschnittliche Verbrauch der Gasheizung in den zwei vorangehenden Heizperioden noch knapp 3192 Kubikmeter, sank er in der Heizperiode auf 431 Kubikmeter. Die Gaseinsparung beträgt damit mehr als 85 Prozent. «Und das, obwohl der Winter 2023 / 24 bei uns deutlich kälter war als der Winter 2022 / 23», sagt Sandra König. Die Nebenkosten fallen viel tiefer aus, was von den Mietparteien sehr geschätzt wird. Weil die Wärmepumpe mit Strom betrieben wird, ist die Stromrechnung etwas höher als zuvor. Verglichen mit den Energiekosten der alten Anlage (Gas und Solarthermie) sanken die Energiekosten der neuen Anlage (Wärmepumpe, Gas und Solarthermie) trotzdem um 42 Prozent. Die frankenmässige Einsparung beträgt also fast die Hälfte der alten Energiekosten.

Der einzige Wermutstropfen für das Eigentümerpaar ist die Fördersituation. «Um Fördergelder vom Kanton zu erhalten, hätten wir die dreijährige, einwandfreie Gasheizung herausreissen müssen. Das wäre absolut widersinnig gewesen», sagt Sandra König. Ein Punkt, den auch Installateur Kurt Lüchinger unterstreicht: «Im Schweizer Gebäudepark werden noch Hunderttausende von Gebäuden mit Öl oder Gas beheizt. Wenn diese Heizungen mit einer Wärmepumpe ergänzt werden, sinken der fossile Verbrauch und auch der CO2-Ausstoss. Das fände ich durchaus förderwürdig. Aber derzeit gibt es dafür keinen einzigen Franken.»

Projektdaten

Alte Heizungslösung
Gasheizung Elco Thision S (35 kW, gedrosselt auf 25 kW) für Raumwärme. Solarthermie- Anlage für Warmwasserunterstützung. Warmwasserspeicher 1500 Liter.

Neue Heizungslösung
Luft-Wasser-Wärmepumpe Aerotop SG 14 für Raumwärme (Grundlast), Solarthermie- Anlage für Warmwasserunterstützung. Ergänzend Gasheizung Elco Thision S (35 kW, gedrosselt auf 25 kW) für Spitzenlasten und Backup. Warmwasserspeicher 1500 Liter, Pufferspeicher für Heizung 200 Liter.